Zecken beim Hund - Leonberger

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Löwe aus Kurpfalz
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Zecken beim Hund

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Zecken gefährden die Gesundheit Ihres Hundes
 
Früher waren Zeckenstiche nur lästig, doch heutzutage besteht stets die Gefahr, durch einen Zeckenstich krank zu werden. Dabei wird die Liste der durch Zecken übertragenen Krankheiten immer länger.

Wie groß eine Gefährdung von Hunden durch Zecken ist, zeigt eine aktuelle Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien, die 90 Hunde über einen Zeitraum von einem Jahr begleitete. In diesem Zeitraum wurden von den Hundehaltern 700 Zecken auf den Tieren gefunden. Außerdem fand man durch Blutuntersuchung heraus, dass im Untersuchungszeitraum fast jeder zweite der beobachteten Hunde eine von Zecken übertragene Infektion durchgemacht hatte. Einer der Gründe dafür war, dass Hundehalter Mittel zum Zeckenschutz nicht regelmäßig aufgefrischt oder erst dann aufgetragen haben, wenn sie auf ihrem Hund bereits eine Zecke gefunden hatten. Dabei ist ein lückenloser Zeckenschutz entscheidend dafür, dass ein Hund vor einem Befall mit Zecken und der damit möglichen Übertragung von Krankheitserregern geschützt wird.

Biologie
 
Zecken gehören ebenso wie die Milben zu den Spinnentieren. Daher haben sie 8 Beine, nur die Zeckenlarven haben 6. In Europa kommen ausschließlich Schildzecken vor.

Ihre Entwicklung verläuft in vier Stadien, die sich teilweise über mehrere Jahre erstrecken können: Eier, Larven, Nymphen und Erwachsene. Zecken sind Parasiten, deren bewegliche Entwicklungsstadien Blut saugen und sich danach häuten, die vollgesogenen Weibchen beginnen mit der Eiablage. Die in Europa vorkommenden Zeckenarten sind dreiwirtige Zecken, d. h. jedes Entwicklungsstadium sucht aktiv einen neuen Wirt auf. Das Blutsaugen dauert dann in der Regel 2 - 10 Tage, wobei die Parasiten bis zum 200-fachen des ursprünglichen Gewichtes erreichen können.

Zecken sind hauptsächlich in der warmen Jahreszeit aktiv. Sie verbringen den Winter in einer Art Starre und beginnen bei höheren Temperaturen zu krabbeln, so dass sie auch an milden Wintertagen unterwegs sein können. Bei niedrigerer Luftfeuchte (Sonnenschein oder Wind) kehren sie wieder in die feuchte Bodenschicht zurück.

Zecken leben nicht auf den Bäumen und lassen sich auf ihre Wirte runterfallen, wie oft behauptet wird, sondern sie leben auf dem Boden und krabbeln an Grashalmen, Kräutern, Baumstümpfen oder bodennahen Zweigen empor, um sich von einem geeigneten Wirt abstreifen zu lassen. Dort kriechen sie dann so lange umher, bis sie eine Stelle gefunden haben, an der die Haut dünn und die Durchblutung gut ist.

Die Wirtsfindung der Zecken erfolgt durch ihren Geruchssinn und Erschütterungen. Mit Hilfe eines Sinnesorgans (Hallersches Organ), das an den Vorderbeinen lokalisiert ist, werden Hautdüfte ihrer Wirte und eine Zunahme des CO2-Gehaltes der Umgebung wahrgenommen.

Zeckenarten in Mitteleuropa
 
Der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) ist die häufigste und bekannteste Zeckenart in Deutschland und Mitteleuropa. Seine Lebenserwartung beträgt zwei bis drei Jahre. Die nüchternen Weibchen sind 3,2 - 4,0 mm lang. Sie haben ein kleines, schwarzes Rückenschild und einen rotbraunen Hinterleib. Vollgesogene Weibchen sind ca. 1 cm lang und stahlblau. Die Männchen sind mit 2,5 - 3,0 mm deutlich kleiner. Das schwarze Schild bedeckt bei ihnen die ganze Rückenfläche. Die Beine der Zecken sind ebenfalls schwarz. Die nüchternen Nymphen sind 1 mm und die Larven etwa 0,5 mm lang.

 
 
Nach dem Abfallen vom Wirt legt das vollgesogene Weibchen ca. 3000 Eier im feuchten Boden ab. Die weitere Entwicklung ist extrem temperaturabhängig und eine Generation benötigt meistens zwei bis zweieinhalb Jahre. Die Adulten können bis zu einem Jahr ohne Blutmahlzeit überleben.

Der Holzbock lebt vor allem in Laub- und Mischwäldern mit Kraut- und Strauchbewuchs in einer feuchten Bodenschicht. Aber auch Parks, Hausgärten sowie hoch bewachsene Wegränder sind geeignete Biotope. Holzböcke haben ein breites Wirtsspektrum. Die Larven bleiben in Bodennähe und bevorzugen dort meist Kleinsäuger. Nymphen und ausgewachsene Holzböcke befallen auch größeres Wild, Haustiere und Menschen.
 
Man schätzt, dass zehn bis 30 Prozent aller Holzböcke in Deutschland Borreliose-Erreger, ein bis vier Prozent Anaplasmose-Erreger und in Risikogebieten bis 20 Prozent Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)-Erreger in sich tragen.

Die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus), auch als bunte Zecke bezeichnet, ist größer als der Gemeine Holzbock. Die nüchternen Erwachsenen erreichen eine Größe von ca. 4 mm. Die Zecken haben auf der Rückenfläche ein weißlich marmoriertes Schild, das bei den Männchen über die gesamte Rückenfläche reicht. Bei den Weibchen ist es nur auf das vordere Drittel begrenzt.

 
 
Der Entwicklungszyklus der Auwaldzecke dauert etwa ein Jahr.

Als Lebensraum bevorzugt die Auwaldzecke feuchte Gebiete wie Auwälder und Moore sowie Laubwälder. In den letzten Jahren hat diese Zecke ihr Verbreitungsgebiet erheblich ausgedehnt, so dass sie heute in vielen Regionen Deutschlands (z. B. Isarauen bei München, Regensburger Gegend, Oberrhein, Saarland, Region Berlin und Brandenburg) heimisch geworden ist.

Auwaldzecken können die für Hunde gefährliche Babesiose übertragen. Saugt eine Auwaldzecke im Frühjahr Blut, das Babesien enthält, gehen diese bei weiblichen Zecken auch auf die Eier über. Die Gefahr für Hunde, mit Babesiose angesteckt zu werden, ist daher im Herbst besonders groß, da im Laufe eines Jahres von einer einzigen infizierten Zecke weitere 2 - 3000 verseuchte Zecken entstanden sind.

Die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus)
 
Die Braune Hundezecke ist im nüchternen Zustand etwa 3 mm groß, im vollgesogenen Zustand sind Weibchen bis zu 12 mm lang. Sie ist rötlich-braun gefärbt, Weibchen haben im Vorderkörper ein dunkleres Rückenschild. Sie liebt die Wärme und stammt ursprünglich aus Afrika. Über den Mittelmeerraum ist sie wie die Auwaldzecke durch den zunehmenden Hundetourismus und massenweisen Hundeimport durch Tierschutzorganisationen auch nach Deutschland eingeschleppt worden. Nördlich der Alpen kann sie aber im Freien nur im Sommer überleben. Da die braune Hundezecke für ihre Entwicklung nur eine geringe Luftfeuchtigkeit benötigt, bevorzugt sie warme Wohnungen und beheizte Zwinger.

 
Die vollgesogenen Weibchen legen ihre Eier im Hundelager oder anderen Verstecken am Boden in den Wohnungen ab. Die gesamte Entwicklung einer Generation dauert in beheizten Räumen nur ca. 3 Monate, so dass es nach kurzer Zeit zu einem Massenbefall kommen kann. Hundezecken sind sehr bewegungsaktiv und gelangen so durch kleine Ritzen und entlang von Versorgungsleitungen in benachbarte Wohnungen.

In kühlen Räumen können sie in einen Ruhezustand verfallen und so bis zu einem Jahr ohne Nahrung überleben.
 
Sie kann Erreger der Ehrlichiose, Babesiose und Hepatozoonos übertragen.

Selten werden beim Hund auch Igelzecken, Fuchszecken und Schafzecken gefunden.

 
Klinische Symptome  
 
Der Stich einer Zecke ist völlig schmerzfrei, weil der Speichel der Zecke analgetische (Schmerzen ausschaltende) Substanzen enthält, so dass der Wirt normalerweise nicht merkt, wenn die Zecke zusticht. Bei mehr als der Hälfte der infektiösen Zeckenstiche entsteht auch keine Hautrötung rund um die Stichstelle.

Aber eine durch einen Zeckenstich verursachte Wunde kann sich auch infizieren. Besonders wenn eine Zecke nicht sachgerecht entfernt wird, entwickeln sich mitunter durch in der Haut verbliebene Mundwerkzeuge kleine entzündliche Reaktionen. Bei schwerem Befall kann das Blutsaugen eine Anämie (Blutarmut) verursachen.  

Klinisch betrachtet sind Zecken vor allem als Überträger (Vektoren) einer Reihe von Krankheiten bedeutend.

Diagnose
 
Ein Zeckenbefall wird üblicherweise durch Nachweis von Zecken auf dem Tier diagnostiziert. Dabei ist es deutlich schwieriger, kleine Entwicklungsstadien zu finden als erwachsene, vollgesogene Zecken. Eine genaue Identifizierung der jeweiligen Zeckenart kann im Labor erfolgen.

Durch Zecken auf Hunde übertragbare Krankheiten
 
Die Krankheitserreger befinden sich im Darm der Zecke. Die Blutmahlzeit führt dazu, dass die Erreger den Darm  verlassen und in die Speicheldrüsen der Zecke gelangen. Dort werden sie dann durch den infizierten Speichel auf den Wirt übertragen.

Aktuelle Studien weisen darauf hin, dass Zecken, die Krankheitserreger in sich tragen, Kälte und Hitze besser überleben als Zecken, die nicht infiziert sind.

Eine Zecke kann mit mehr als einem Erreger infiziert sein, so dass sich unter Umständen klinische Symptome ergeben, die für das Vorliegen einer einzelnen Erkrankung untypisch sind. Krankheiten können noch während eines Zeckenbefalls ausbrechen oder aber deutlich später.

Borreliose
 
Die Borreliose wird durch Bakterien verursacht. Die im Darm der Zecken lebenden Borrelien werden nach dem Zeckenstich durch die Blutmahlzeit aktiviert. So kann es bis zu 24 Stunden dauern, bis sie über den Einstichkanal in den Wirt eindringen. Hauptüberträger der Erkrankung ist der Gemeine Holzbock. Borreliose kann bei Hunden akute Gelenkentzündungen, aber auch Symptome wie Fieber, Müdigkeit, Leistungsabfall, Bewegungsunlust, Lahmheit, Abmagerung oder neurologische Ausfallerscheinungen hervorrufen. Allerdings kommt es nur bei einem kleinen Teil der infizierten Tiere zu diesen Symptomen.

Wichtig ist der direkte Erregernachweis. Ein Test allein auf das Vorliegen von Antikörpern gegen Borrelien ist dagegen nicht krankheitsbeweisend. Gegen die Borreliose werden für Hunde verschiedene Impfstoffe angeboten, die jedoch nicht sicher vor allen Borrelienarten schützen, sehr wohl aber eine gute Prophylaxe ermöglichen.

Anaplasmose
 
Die Anaplasmose wird ebenfalls durch den heimischen Holzbock übertragen und ist inzwischen in Deutschland fest etabliert. Die Krankheit wird durch einzellige Blutparasiten hervorgerufen, die einen Teil der weißen Blutkörperchen befallen.
 
Neben Fieber und Gelenkproblemen kommt es zu teils schweren Blutungen aus den Körperöffnungen und Einblutungen in die äußere Haut und die Schleimhäute.
 
Die Erkrankung kann in mehreren Phasen verlaufen und sich über Jahre erstrecken.

Wird die akute Phase überlebt, folgt eine Zeit, in der die Tiere die Erreger zwar weiterhin in ihrem Körper beherbergen, aber gesund erscheinen. Die Krankheit kann zu einem späteren Zeitpunkt jederzeit wieder ausbrechen.
 
Der Erregernachweis erfolgt durch eine Blutuntersuchung.

Babesiose
 
Bis vor einigen Jahren galt die Babesiose noch als Reisekrankheit. Mittlerweile ist sie in ganz Deutschland, aber auch in der Schweiz, Österreich, Polen und in den Niederlanden verbreitet.

12 bis 72 Stunden nach dem Zeckenstich zerstören die von der Auwaldzecke übertragenen Krankheitserreger (Babesien) die roten Blutkörperchen. Verläuft die Infektion akut, zeigen erkrankte Hunde 10 bis 21 Tage nach dem Stich hohes Fieber, sind teilnahmslos und fressen nicht mehr. Später kommt es zu Durchfall und Erbrechen, gefolgt von akutem Nierenversagen. Die Patienten leiden zunehmend an Sauerstoffmangel, was zu Atemnot führt, und sie husten. Schließlich verlieren die Hunde das Bewusstsein. Einige Tiere zeigen einen schleichenden Krankheitsverlauf und haben, ähnlich wie bei der menschlichen Malaria, immer wieder Fieberschübe. Die Erkrankung wird deshalb auch häufig als „Hundemalaria“ bezeichnet. Der Nachweis der Erreger erfolgt durch eine Blutuntersuchung. Wegen der verzögerten Immunantwort ist nicht immer ein eindeutiger Nachweis möglich. Gegen  Babesiose gibt es einen Impfstoff, der zurzeit nur in der Schweiz, Österreich und Frankreich erhältlich ist. Er kann aber von deutschen Tierärzten mit einer Ausnahmegenehmigung aus dem europäischen Ausland bezogen werden. Der Impfstoff schützt jedoch nicht vor einer Infektion, sondern mildert lediglich den Krankheitsverlauf.

Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)
 
An der FSME, deren virale Erreger wiederum der Holzbock übertragen kann, erkranken Hunde im Gegensatz zum Menschen nur sehr selten. Anders als bei Menschen gibt es für Hunde keinen speziellen Impfstoff gegen FSME. Grundsätzlich besteht die Gefahr einer Erregerübertragung nur in bestimmten Regionen. In Deutschland kommt das FSME-Virus in Bayern und Baden-Württemberg, aber auch in Hessen, Rheinland-Pfalz und Thüringen vor.

Ehrlichiose
 
Die Ehrlichiose ist eine in den Mittelmeerländern weit verbreitete, aber auch bereits im Saarland nachgewiesene Hundekrankheit. Sie wird durch Bakterien von der Braunen Hundezecke übertragen.

Ein bis zwei Wochen nach der Ansteckung kommt es zum Krankheitsausbruch mit wiederkehrenden Fieberschüben, Appetitlosigkeit, Atemnot, Blutungen, Milz- und Lymphknotenschwellungen sowie weiteren Symptomen. Später kommt es zur dauerhaften Blutarmut.

Die bisher auf den Mittelmeerraum beschränkte Hepatozoonose überträgt sich durch das Abschlucken oder Zerbeißen einer Zecke auf den Hund.
 
Bezüglich der ebenfalls von Zecken übertragenen diversen Rickettsiosen wissen wir in den meisten Fällen noch  nicht, was diese für Auswirkungen haben.

Erst kürzlich wurde in Österreich ein neuer von Zecken übertragener Erreger gefunden: Candidatus neoehrlichia mikurensis ist ein Bakterium, das auch auf Menschen übertragbar ist und grippeähnliche Symptome hervorruft.
 
Auch Acanthocheilonema spp., Bartonella spp., Flaviviren und andere Erreger können von Zecken übertragen werden.

Prophylaxe und kontinuierliche Bekämpfungsmaßnahmen
 
Ziel einer sinnvollen Ektoparasitenbekämpfung muss sein, dass unsere Hunde möglichst nicht nur von Zecken, sondern auch von Flöhen, Sandmücken und anderen Quälgeistern verschont werden, auch während der Urlaubsreise und im Ausland.

Je nach Zeckenart und Erreger ist die Zeitdauer, in der  Zecken für die Übertragung verschiedener Krankheiten Blut saugen müssen, unterschiedlich. Sie reichen von wenigen Minuten bis zu mehreren Tagen. Daher wäre es am besten, wenn die Zecken erst gar keine Gelegenheit hätten, unsere Hunde zu beißen.
 
Man unterscheidet in der Wirksamkeit grundsätzlich zwei  Eigenschaften von Mitteln, die gegen Ektoparasiten bei Hunden eingesetzt werden: Präparate mit insektizider/ akarizider (insekten-/milben- und zeckenabtötender) Wirkung und Präparate mit repellierender (abstoßender) Wirkung.

Wirkstoffe, die beides können, gehören zur Gruppe der Pyrethroide. Das sind synthetische Produkte, die an die Hauptwirkstoffe des natürlichen Insektizids Pyrethrum (ein Pflanzenextrakt aus bestimmten getrockneten Blüten) angelehnt sind.

Die Pyrethroide gibt es zum einen als Spot-on-Präparate (z. B. Exspot® der Firma MSD). Sie werden direkt auf die Haut im Nacken der Hunde (bei großen Hunden zusätzlich auf die Haut im Bereich der Kruppe) geträufelt. Der Wirkstoff verteilt sich innerhalb eines Tages über den ganzen Körper und lagert sich in die oberste Hautschicht ein.

Zum anderen gibt es mit dem Wirkstoff imprägnierte Halsbänder (z. B. Scalibor® der Firma MSD), die den Wirkstoff kontinuierlich abgeben. Er verteilt sich ebenfalls über den gesamten Tierkörper und lagert sich in die oberste Hautschicht ein. In Fischteichen sollten Hunde, die solche Halsbänder tragen, jedoch nicht baden, da die Wirkstoffe für Fische giftig sind.

Für beide Anwendungsformen gilt, dass die Zecken zwar kurzfristig am Hund haften, um sich dann aber wieder fallen zu lassen, oder absterben. Zecken haben an den Extremitäten oberflächlich liegende Nervenzellen, die durch den Kontakt mit den Pyrethroiden stark gereizt werden. Man spricht hier vom sogenannten „Heiße-Füße-Effekt“.

Doch so einfach, wie die Zeckenbekämpfung auf den ersten Blick erscheint, ist sie nicht. Nicht alle Zeckenmittel sind für jede Tierart in jedem Lebensalter gefahrlos anzuwenden. So können einige Hunde auf Spot-on-Präparate mit Hautirritationen reagieren. Kleinkinder könnten den feinen Staub eines Scalibor®-Halsbandes schlucken oder gar am Halsband knabbern. Andererseits ist dasselbe Halsband sehr sicher, da der Wirkstoff in mikrofeinen Staubpartikeln eingearbeitet ist, der sofort zu Boden sinkt, sollte er außerhalb des Hundefells gelangen. Es gibt also keine Gase an die Umgebung ab und ist zudem sehr lange wirksam. Einige Präparate sind hochgiftig für Katzen. Hier könnte alternativ ein Seresto®-Halsband (Firma Bayer) zum Einsatz kommen, das den niedrig dosierten Wirkstoff Flumetrin aus derselben Wirkstoffgruppe enthält, aber für Katzen ungiftig ist. Tierhalter müssen über die unterschiedliche Wirkungsdauer gegen verschiedene Zeckenarten und den möglichen Wirkverlust (z. B. durch Schwimmen) der entsprechenden Präparate informiert sein. Eine Untersuchung der behandelten Hunde gegen Ende der Wirkdauer wird empfohlen, um sicherzustellen, dass eventuell vorhandene Zecken umgehend entfernt werden und gegebenenfalls eine frühzeitige Wiederholungsbehandlung durchgeführt wird.
 
Eine ganz andere Produktgruppe sind die Isoxazoline (z. B. Bravecto® der Firma MSD). Diese Tabletten sind über einen längeren Zeitraum wirksam und töten zuverlässig alle Ektoparasiten ab, die den Hund beißen. Der Wirkstoff bleibt ausschließlich im Körper des Hundes. Da das Medikament jedoch keine repellierende Wirkung hat, ist es prophylaktisch nur bei Krankheiten nutzbar, bei denen die Infektion erst nach einiger Zeit des Saugvorganges der Zecken erfolgt. Das Mittel ist also hervorragend geeignet, wenn eine Prophylaxe gegen Borreliose, Anaplasmose oder „Hunde-Malaria“ erfolgen soll. Aber als Prophylaxe während eines Urlaubs im Mittelmeerraum und sogar für einige mitteleuropäischen Gebiete ist es völlig unbrauchbar. Es besteht die Gefahr der Einschleppung entsprechender Krankheiten, die nur durch einen repellierenden Insektenschutz verhindert werden könnten.

Welches Produkt für Ihre Haustiere in Frage kommt, erfahren Sie am besten in Ihrer Tierarztpraxis.
 
Die vielerorts empfohlenen Alternativmethoden zur Zeckenbekämpfung halten in keinem Fall einer Überprüfung ihrer Wirksamkeit stand. Auch deren Verträglichkeit und Sicherheit ist nicht belegt. Mittel, bei denen Zecken nicht spätestens nach dem Anbeißen sterben, sind gänzlich untauglich. Dazu gehören beispielsweise Bierhefe oder Sprays, die mit Molke angeblich die Atemöffnungen der Zecken verkleben sollen. Auch die Wirksamkeit von so genannten biomagnetisierten Metallplaketten, Bernsteinketten oder Keramik-Halsbändern beruht allein auf der subjektiven Wahrnehmung der Besitzer. Anders ausgedrückt, versuchen sich skrupellose Anbieter solcher nutzloser Produkte auf Kosten schlecht informierter Hundebesitzer nur zu bereichern.

Auch bei der Anwendung von Knoblauch ist keine Wirkung belegt. Außerdem ist er wie alle Zwiebelgewächse für Hunde giftig.

Was nützen beispielsweise diverse Berichte in Internet- Diskussionsforen, dass das Einreiben mit Kokosfett oder Schwarzkümmelöl zu einem reduzierten Zeckenbefall geführt hat und der Leonberger im vergangenen Sommer lediglich soundso viele Zecken hatte, wenn ich weiß, das in bestimmten Gegenden die Hälfte der Hunde seroprävalent (im Serum nachgewiesene Antikörper) für Anaplasmose ist. Mein Hund wird es mir nicht danken, dass er wegen meiner genialen, alternativen Zeckenprophylaxe erst im nächsten Jahr an Borreliose oder erst im übernächsten Jahr an „Hundemalaria“ erkrankt und nicht schon früher. Das nenne ich falsch verstandene Tierliebe und unterlassene Hilfeleistung.

In jedem Fall sind Nebenwirkungen der von der Industrie angebotenen und in ihrer Wirksamkeit wissenschaftlich belegten Antiparasitika in jedem Fall erheblich geringer als die Gefahren der von Zecken übertragbaren Infektionskrankheiten.

Als Zeckenprophylaxe für Menschen gilt, bei Spaziergängen im Grünen möglichst auf breiteren Wegen zu bleiben und lange Hosen und geschlossene Schuhe zu tragen. Zudem können einige Wirkstoffe, die auf die Haut aufgebracht werden, Zecken abhalten. Eine gute abweisende Wirksamkeit besitzt beispielsweise Cepellent® (Firma cp-pharma). Da die Wirkung dieser Stoffe nur wenige Stunden anhält, eignen sie sich gut für die Anwendung beim Menschen, weniger jedoch bei Tieren.
 
Für besonders interessierte Leser möchte ich auf die Leitlinie „Verhinderung der Erregerübertragung durch Blut saugende Vektoren bei Hunden“ hinweisen, die leicht im Internet gefunden werden kann.
 
Behandlung bei Zeckenbefall
 
Je länger eine Zecke saugt, desto höher wird das Risiko, dass sie Krankheiten überträgt. Daher sollte sie umgehend entfernt werden. Am besten man greift sie möglichst nahe am Hund und zieht sie gleichmäßig gerade heraus. Es kann eine halbe Minute dauern, bis sich die Zecke löst, dann aber gleitet sie ganz leicht aus der Haut. Dabei ist es egal, ob man eine Zeckenzange, sonstige Hilfsmittel oder die Finger benutzt. Ein Drehen der Zecke ist nicht empfehlenswert, da dabei nicht selten ihre Mundwerkzeuge in der Haut stecken bleiben. Ein Zusammendrücken der Zecke muss dabei verhindert werden, damit die Krankheitserreger nicht in die Wunde gepresst werden. Keinesfalls sollte man sie zuvor mit Öl, Kleber, Alkohol o. Ä. stressen, da sie dann vermehrt infizierten Speichel in die Wunde bringt. Bleibt der Kopf stecken, wird dieser meist von selbst abgestoßen. Sollte sich jedoch eine Entzündung oder Eiter bilden, ist eine tiermedizinische Versorgung notwendig.


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