HD-Frühdiagnostik - Leonberger

LEONBERGER HUNDEZUCHT
Löwe aus Kurpfalz
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HD-Frühdiagnostik

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Der Ortolani Test
 
Der Wunsch, möglichst in einem frühen Lebensalter Erkenntnisse über eine spätere HD-Belastung von Hunden erlangen zu können, ist verständlich.

So wird von einigen Tierärzten der so genannte Ortolani*-Test zur Früherkennung von HD bei jungen Hunden angeboten. Diese aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts stammende Untersuchungsmethode erfreut sich noch immer als "Insider"-Tipp zur HD-Frühdiagnostik in Züchterkreisen großer Beliebtheit.

So soll durch Auslösung und Anwendung des sogenannten Ortolani-Zeichens die Verdachtsdiagnose einer Hüftgelenksdysplasie gestellt werden können. Dabei wird der Oberschenkel des Junghundes durch Druck nach hinten und anschließender Abspreizung leicht aus einer vermeintlichen dysplastischen Gelenkpfanne herausgedrückt (subluxiert) und wieder hereingehebelt, was als "Klicken" unter der Hand des erfahrenen Untersuchers eher zu spüren als zu hören sein soll. Der Ortolani-Test sollte nur beim narkotisierten Patienten durchgeführt werden, da er sehr schmerzhaft sein kann.

Die Durchführung ist umstritten und soll nach positivem Befund nicht unnötig wiederholt werden. Einerseits lässt sich durch eine wiederholte kräftige Untersuchung das Hüftgelenk durch Überdehnung der Gelenkkapsel ausrenken, andererseits kann hierdurch sowohl die Hüftpfanne als auch die Blutversorgung zum Hüftkopf beschädigt werden. Eine Hüftkopfnekrose (Knocheninfarkt des Hüftkopfes) wäre die Folge. Auch kann der knorpelige Rand der Hüftgelenkspfanne (das Labrum acetabuli) durch den wiederholt darüber gleitenden Hüftkopf geschädigt werden.

Es ist eine derart rabiate Untersuchungsmethode, die befürchten lässt, dass ein nicht unerheblicher Teil der Hüftgelenke alleine durch die Untersuchungsmetode erheblichen Schaden zugefügt wird. In diesem Fall wäre dann das spätere Untersuchungsergebnis tatsächlich schlecht, also ein Befund iatrogenen Ursprungs.

Auch aus der Literatur ist zu entnehmen, dass sich von der Resultaten des Ortelani-Tests keine zuverlässigen Vorhersagen einer späteren HD-Anfälligkeit ableiten lassen (Linnmann, Die Hüftgelenksdysplasie des Hundes, Veterinärspiegel Verlag, 2012).

Dies bestätigt auch eigene Untersuchungen. So wurde ein Leonberger Junghund von einem Tierarzt nach durchgeführter Ortolani-Prozedur eine eindeutig niemals HD-freie,  geschweige denn zuchttaugliche Hüfte diagnostiziert. Mit 18 Monaten wurde das Tier geröntgt und es wurde eine HD-Freiheit attestiert (HD A1).
 
Abgesehen von dem finanziellen Aufwand kann es durch die beschriebene Untersuchungsmethode zu irreparablen Gelenkschäden kommen, die dann letztlich tatsächlich zu einem schlechten HD-Befund führen können. Außerdem gehen womöglich künftige Zuchthunde durch solch eine daraus resultierende falsche Vorselektion für die Zucht verloren und schmälern womöglich die Zuchtbasis (genetische Vielfalt) der Leonberger Hundepopulation.
 
*Marino Ortolani (1904 - 1983) war ein italienischer Kinderarzt und Orthopäde.


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