Teil 3: Trächtigkeit und Wurf - Leonberger

LEONBERGER HUNDEZUCHT
Löwe aus Kurpfalz
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Teil 3: Trächtigkeit und Wurf

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Bisher ging es in den Beiträgen zu Themen rund um die Fruchtbarkeit von Zuchthunden um die Zeit bis zu einem (hoffentlich) erfolgreichen Deckakt.

Trächtigkeitsdiagnose
 
Ist die Hündin erfolgreich gedeckt, stellt sich die Frage, ob sie tatsächlich trächtig ist. Manche Züchter beobachten deutliche Verhaltensänderungen ihrer gedeckten Hündin und verzichten auf weitere Untersuchungen.

Eine Trächtigkeitsuntersuchung durch Abtasten (Palpation) und über das Feststellen der Herzaktivität (Stethoskop oder EKG) der Welpen ist ab der dritten Woche theoretisch möglich, jedoch unsicher und deswegen nicht zu empfehlen.

Die Laborbestimmung des Hormons Relaxin, das während der Gravidität (Trächtigkeit) gebildet wird, kann ab dem 26. Tag zum Nachweis einer Trächtigkeit dienen. Allerdings ist das Hormon sehr labil, was unter anderem zu einem falsch-negativen Befund führen kann. Das Ergebnis sagt, wie auch die zuvor genannten Untersuchungsmethoden nichts über die Anzahl der Embryonen und eventuelle Entwicklungsstörungen aus.

Deswegen ist besonders bei Hündinnen, die schon einmal Fruchtbarkeitsprobleme hatten, eine sonographische Untersuchung (Ultraschall) zu empfehlen. Diese Methode ist die sicherste, um eine Trächtigkeit zu bestätigen. Die Untersuchung belastet die Hündin nicht und kann die Welpen am besten ab dem 28. Tag sicher nachweisen. Außerdem können eventuelle Störungen während der Gravidität erkannt werden.

Durch eine Röntgenuntersuchung kann man um den 55. Tag die Anzahl der Welpen recht genau feststellen.

Überprüfung des Progesteronwertes
 
Wie mit Hilfe des Progesteronwerts der optimalen Deckzeitpunkt bestimmt werden kann, wurde in der letzten LeoZeit beschrieben. Grundsätzlich wird bei Progesteronwerten von über 15 nmol/l von einer stattgefundenen Ovulation ausgegangen.

Progesteron, auch Schwangerschaftsschutzhormon genannt, ist das wichtigste graviditätserhaltende Hormon und wird bei Hündinnen ausschließlich vom Gelbkörper produziert. Daher führt eine Gelbkörperschwäche (luteale Insuffizienz) zu einem Abbruch der Trächtigkeit.

Der Gelbkörper (Corpus luteum) befindet sich auf dem Eierstock und ist aus den ovulierten Follikeln entstanden.

Bei Problemhündinnen, die wiederholt erfolglos gedeckt wurden, Trächtigkeitsverluste oder kleine Würfe hatten, sollte an eine Gelbkörperschwäche gedacht werden.
 
Zur Diagnose wird zunächst um den 18. Tag p. ov. (nach den Eisprüngen, also nicht nach dem Deckakt) eine Progesteronwertbestimmung durchgeführt. Am 28. Tag, also anlässlich der sonographischen Trächtigkeitsuntersuchung, findet eine weitere Hormonbestimmung statt. Danach erfolgen im Abstand von 4 Tagen weitere Untersuchungen. Da der Progesteronwert tageszeitlichen Schwankungen unterworfen ist, ist eine Blutentnahme immer zur gleichen Uhrzeit sinnvoll.

Der Progesteronverlauf während der Trächtigkeit ist bei jeder Hündin recht individuell. Daher ist die Angabe von absoluten Werten schwierig. Vorsicht: Durch die unterschiedlich verwendeten Einheiten Nanogramm pro Milliliter bzw. Nanomol pro Liter (Faktor: 3,18) kann es leicht zu Verwechslungen kommen.

Für eine Trächtigkeit sind Werte von mindestens 6 – 30 nmol/l notwendig. Unter einem Wert von 6 nmol/l geht man davon aus, dass ein Trächtigkeitsabbruch erfolgt ist. Der Progesteronwert sollte in der Praxis niemals unter 10 ng/ml bzw. 30 mmol/l sinken. Wichtiger als der absolute Hormonspiegel ist jedoch dessen Verlauf. Gefährlich ist ein rapider Abfall um Werte von mehr als 15 - 30 nmol/l.

Bei Bedarf muss der Progesteronspiegel dann durch entsprechende Substitution aufrechterhalten werden. Bei einer entsprechenden Therapie wird das Hormon durch äußere Zufuhr ergänzt, weil der Körper nicht in der Lage ist, Progesteron in ausreichender Menge zu synthetisieren oder weil die Hündin Antikörper gegen das Hormon bildet. Zu empfehlen sind natürliche Progesterone aus der Humanmedizin, die entsprechend umgewidmet werden müssen. Als Beispiel sei Utrogest® angeführt, welches mit einer Dosis von 5 mg/kg KGW alle 8 bis 12 Stunden bis zum Tag 58 gegeben wird, danach 2 Tage ausschleichend.

Endoparasiten
 
Eine regelmäßige Entwurmung (mindestens viermal jährlich) sollte selbstverständlich sein. Dabei ist bei trächtigen und säugenden Hündinnen darauf zu achten, dass das angewendete Präparat für diese explizit zugelassen ist. Folgende Wurmmittel sind während der Trächtigkeit einsetzbar: Fenbendazol, Ivermectin (außer bei bestimmten Rassen), Mebendazol, Praziquantel, Pyrantel u. a.. Die Entwurmung der Hündin sollte vor und in der Mitte der Trächtigkeit vorgenommen werden.

Eine ansonsten als Alternative zu empfehlende Untersuchung einer Sammelkotprobe über drei Tage auf Endoparasiten ist insofern problematisch, weil bestimmte Entwicklungsstadien von Spulwürmern bei der Hündin im Gesäuge liegen und durch eine normale Entwurmung nicht bekämpft werden. Beim Einsetzen der Laktation werden diese dann aktiviert und mit der Milch an die Welpen abgegeben, die sich dabei anstecken. Auch Infektionen der Föten sind möglich.

Für die Behandlung trächtiger Hündinnen mit dem Ziel, eine pränatale Infektion der ungeborenen Welpen zu verhindern, gibt es in Deutschland keine zugelassenen Präparate. Ein Schutz der Welpen konnte jedoch mit der 2-maligen Anwendung von makrozyklischen Laktonen (Milbemycinoxim) am 40. und 55. Trächtigkeitstag erreicht werden.

Alternativ wird die Entwurmung zwischen dem 40. Tag der Trächtigkeit bis zum zweiten Tag nach der Geburt mit Fenbendazol (25 mg/kg KGW einmal täglich, beispielsweise mit Panacur®) empfohlen.
 
Ektoparasiten
 
Es gibt eine Reihe von explizit für tragende und laktierende Hunde zugelassene Mittel gegen Ektoparasiten (z. B. Bravecto®, Exspot®, Scalibor®). Ich wende bei unseren trächtigen und laktierenden Zuchthündinnen normalerweise keines dieser Mittel an, weil unser Grundstück durch regelmäßige Zeckenbehandlung der Bewohner inzwischen zeckenfrei ist. Prinzipiell rate ich zur Parasitenbekämpfung bei solchen Hündinnen im Rahmen dessen was notwendig ist, um Erkrankungen auszuschließen. Sanierungsmaßnahmen vor dem Deckakt sind in jedem Fall vorzuziehen, handelt es sich bei diesen Mitteln immerhin um Neurotoxine, die jedoch im Normalfall keine Auswirkung auf Säugetiere haben sollten.

Absolut kontraindiziert sind „Mittel“ der alternativen Szene, deren Wirkung auf trächtige oder laktierende Hündinnen in den seltensten Fällen untersucht ist.

Ernährungsumstellung
 
Hündinnen brauchen ab der 5. Trächtigkeitswoche und während der Säugezeit ein Futter mit hoher Energiedichte und einer guten Verdaulichkeit, ohne dass große Futtermengen erforderlich sind. Sinnvoll ist eine Tiernahrung, die durch ihre spezielle Zusammensetzung auch für die Zufütterung der Welpen verwendet werden kann, um den Gewöhnungsprozess zu erleichtern.
 
Herpes-Impfung
 
Die 2. Impfung ist 1 - 2 Wochen vor dem erwarteten Geburtstermin durchzuführen.

Da auch von Tierärzten immer wieder falsche Informationen gestreut werden, hier einige Tatsachen: Ca. 88 % der Hunde sind Virusträger. Es wird angenommen, dass es auch bei seropositiven Hündinnen zu einer Reaktivierung des Virus kommen kann. Eine einmal infizierte Hündin kann sich zudem erneut infizieren. Seropositive Hündinnen, also Hündinnen mit Herpes-Antikörper (im Serum), müssen nicht seropositiv bleiben. Bei der Bedeckung positive Hündinnen können bis zum Zeitpunkt des Wurfes durchaus seronegativ werden. Sie geben dann nicht ausreichend Antikörper über das Kolostrum (Erstmilch) an die Welpen weiter. Mit einer Impfung kann dies verhindert werden. Umgekehrt kann auch eine seronegative Hündin das Virus in sich tragen.

Maßnahmen rund um die Welpenstube
 
Der an einem ruhigen Ort gelegene Welpenraum muss regelmäßig gereinigt und desinfiziert werden. Vor Betreten des Wurfraums sind die Schuhe zu wechseln, vor jedem Kontakt mit den Welpen die Kleidung. Besonders in den ersten Tagen müssen die Hände dabei gewaschen und desinfiziert werden. Das Bereithalten von Einmalhandschuhen hat sich bewährt.

Die Wurfkiste sollte so bemessen sein, dass nicht nur die Hündin mit ihren Welpen darin Platz findet, sondern auch eine Person, die beispielsweise bei der Geburtshilfe benötigt wird. Abmessungen von 2 x 1,5 x 0,5 m mit einem Türausschnitt von 1 x 0,25 m sollten ausreichend sein. Ein stabiler Distanzrahmen aus ca. 12 cm breiten Kanthölzern in einem Bodenabstand von etwa 15 cm vermindert das Risiko, dass Welpen hinter der Hündin eingequetscht werden. Eine in den Boden integrierte, regulierbare Wärmeplatte in Kombination mit einem Elektro-Infrarotstrahler (Ferkellampe) gewährleistet den hohen Wärmebedarf unmittelbar in der Umgebung der Welpen.

Dort sollte die Minimaltemperatur in den ersten drei Lebenstagen der Welpen 30 °C betragen, bis zum 14. Lebenstag 27 °C und danach 21 °C. Würde man die Temperatur im gesamten Wurfraum derart hoch über die Raumheizung regulieren, hätte das für die Hündin (und die betreuenden Personen) einen erheblichen Hitzestress zur Folge.

Geburtsvorbereitung
 
Während der Trächtigkeit ist weiterhin für ausreichend Bewegung zu sorgen, auf sportliche Leistungen sollte dagegen verzichtet werden.
 
Etwa drei Wochen vor dem Geburtstermin ist Stress durch Besucher oder fremde Hunde zu vermeiden, ebenso wie Ortswechsel. Auf eine saubere Umgebung ist zu achten. Die Hündin sollte an den Welpenraum und an die Wurfkiste gewöhnt werden.

Rechtzeitig sollte Welpenersatzmilch besorgt werden. Es empfiehlt sich ferner, folgende Gegenstände bereitzuhalten: Saugfläschchen, Taschenlampe, etliche saubere Handtücher und Bettlaken, Einmalhandschuhe und OP-Handschuhe zur Geburtshilfe, Nabelklemme, Faden, Gleitgel, Desinfektionsmittel, bunte Wollbänder, eine Waage, Raum- und Fieberthermometer, Schreibutensilien und die Notfalltelefonnummer des Tierarztes.  

Trächtigkeitsdauer
 
Die Trächtigkeitslänge bei der Hündin beträgt 63 (62 – 64) Tage von der Ovulation bis zur Geburt. Aufgrund der langen Überlebenszeit der Spermien im weiblichen Genitale von bis zu 9 Tagen und einer über 48 Stunden anhaltenden Befruchtungsfähigkeit der Eizellen können sich Trächtigkeitslängen von 56 – 72 Tage nach dem Deckakt ergeben. Von einem Übertragen spricht man entsprechend

·         68 – 72 Tage nach dem Deckakt
·         64 Tage nach der Ovulation
·         24 Stunden nach dem rektal gemessenen Temperaturabfall bis 37 °C

Spätestens dann müssen Sie einen Tierarzt einschalten, der aber auch tatsächlich aktiv werden muss und innerhalb von 12 Stunden die Welpen auf die Welt holt. Sinkt die Herzfrequenz auf unter 180/min ist ein Kaiserschnitt sofort durchzuführen. Es macht keinen Sinn, wenn Ihr Tierarzt wartet, bis alle oder ein Großteil der Welpen abgestorben sind, und danach einen Kaiserschnitt vornimmt. Leider kommt so etwas immer noch zu oft vor. Vielleicht hilft auch der Abschluss einer vernünftigen OP-Versicherung, die 200 - 250 Euro pro Jahr kostet, bei einer rechtzeitigen Entscheidung.

Geburt
 
Wichtige Voraussetzungen für einen ungestörten Geburtsablauf sind Ruhe und die gewohnte Umgebung. Stress und Unruhe rund um die gebärende Hündin kann zur Verzögerung des Geburtsablaufes führen!
 
Einige Tage vor der Geburt ändert die Hündin ihr Verhalten. Sie wird anhänglich, wirkt nervös, verliert ihren Appetit und sucht einen sicheren Platz für die Geburt. Die Wehen sind als deutliche Kontraktionen der Flanken zu erkennen. Während der Wehen drehen sich manche Hündinnen im Kreis, andere legen sich auf die Seite.

Jeder einzelne Welpe ist von zwei Fruchtblasen umhüllt. Die erste platzt beim Austritt aus der Vulva, die zweite öffnet die Hündin normalerweise mit ihren Zähnen. Leckend befreit sie das kleine Wesen von den Resten der Eihaut und beißt die Nabelschnur durch. Tut sie dies nicht, muss der Welpe sofort aus der Blase befreit werdenen Teil der Nachgeburten wegnehmen, sonst kommt es, besonders bei größeren Würfen, zu Verdauungsproblemen. Manchmal kommen aber auch zwei, drei Welpen direkt hintereinander und dann erst die Nachgeburten. Zwischen zwei Welpen sollte keine längere Zeitspanne als ein bis zwei Stunden liegen. Verhält sich die Hündin zwischen den Geburten normal, sorgt sie sich um die Jungen und bleibt dabei ruhig, dann muss man sich zunächst keine Sorgen machen. Nach der Geburt von zwei Dritteln ihrer Welpen legt die erschöpfte Hündin meist eine längere Pause ein.
 
Sofern es die Hündin wünscht, kann man in den Wehenpausen im Garten oder vor dem Haus wenige Meter spazieren gehen. Dabei darf man die Hündin nicht aus den Augen bzw. von einer 10-m-Leine lassen, auch nicht auf dem eigenen Grundstück. Für den nicht seltenen Fall, dass unterwegs Welpen geboren werden, sind Handtücher mitzunehmen. Nachts muss unbedingt an eine Taschenlampe gedacht werden.

Die meist angegebene Gesamtdauer einer Hundegeburt von maximal 24 Stunden wird zumindest bei Leonbergern oftmals deutlich überschritten. Zur Sicherheit ist im Anschluss an jede Geburt eine Röntgenkontrolle zu empfehlen, um zu überprüfen, ob tatsächlich alle Welpen das Licht der Welt erblickt haben.

Probleme während der Geburt können eine Wehenschwäche der erschöpften Mutter sein, Lageanomalien der Welpen, sehr große Welpen bei einer kleinen, zierlichen Mutter oder bei sehr kleinen Würfen. Ein möglicher Calcium- oder Glucosemangel während der Geburt führt ebenfalls zu Wehenschwächen. Beides lässt sich leicht über eine Blutuntersuchung feststellen und anschließend einfach behandeln.

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